Meine Schwiegermutter Eri
Kostbare Zeit
Schwiegermutter, so oder so.
Allgemein sind Schwiegermütter selten gerne gesehen. Meine allerdings war eine wirklich liebenswerte Person. Je älter sie wurde, umso mehr Platz nahm sie in meinem Herzen ein. Ihre Ruhe und die Sanftheit im hohen Alter hatten auf mich einen positiven Effekt. Auch Verschrobenheit und Witzigkeit, meist unfreiwillig, machten sie zu einem Menschen, den ich gerne um mich hatte. Ich habe viel von ihr gelernt, schließlich hatte ich dazu gute 20 Jahre Zeit!
Früher ein „Muss“.
An Karneval gab es bei meinen Schwiegereltern die leckersten Berliner. Am Nachmittag trudelte die gesamte Familie dort ein. Es gab warme, knusprige Berliner und dazu eine Tasse Kaffee. Das war ganz selbstverständlich. Meine Schwiegermutter stand bereits in aller Herrgottsfrühe auf, um den Teig anzusetzen („Einteigen“, wie sie es nannte), um dann über viele Stunden reichlich Berliner zu produzieren, damit alle genug hatten und auch noch einen oder zwei mit nach Hause nehmen konnten.
„Sieh zu und lerne!“
Als meine Schwiegereltern zusehends alt wurden, haben wir diese Tradition bei uns zu Hause fortgeführt, natürlich zunächst nur als Zuschauer, später unter deren Anleitung. Meine Schwiegermutter und ich kümmerten uns um den Teig (also SIE kümmerte sich um den Teig und ich sah zu und lernte) und mein Schwiegervater lehrte meinen Mann das Ausbacken der Berliner in der Fritteuse. Dazu braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
Heute ein Privileg.
Meine Schwiegereltern sind leider nicht mehr bei uns. Über all die Jahre haben wir viel Zeit mit Ihnen verbracht und uns dabei auch aktiv bemüht, die Traditionen und das handwerkliche Geschick fortführen zu können. Das ist uns auch ganz gut gelungen. Nun steht Karneval vor der Tür. Corona bedingt feiern wir natürlich nicht wie gewohnt, aber am Karnevalssamstag gibt es immer Berliner „à la Eri“, auch in diesem Jahr!
Dankeschön, Eri!
Die Zeit mit meiner Schwiegermutter möchte ich nicht missen. Auch wenn es mir nicht immer leicht gefallen ist oder ein Treffen gerade zeitlich nicht so gut in den Tag passte. Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, zählen nur die Erinnerungen.
Wichtig ist doch das, was am Ende übrig bleibt.



